
Die Stimmen der afroamerikanischen Aktivisten klingen in den Ohren der Avantgarde weiter. Ein solches musikalisches Beispiel ist der verstorbene, große Bassist/Komponist Charles Mingus, dessen Musik vehement mit Empörung über die Rechte der Unterdrückten aufgeladen war. Seine Botschaften, sowohl offen als auch nuanciert, sind Prüfsteine für viele Musiker, die sich mit diesen Themen auseinandersetzen, einschließlich der Singer-Songwriterin/Pianistin Stephanie Nilles, die Mingus' Kanon auf ihrer neuen Aufnahme I Pledge Allegiance to the Flag - the White Flag interpretiert.
Geboren sechs Jahre nach Mingus' Tod, kommt Nilles aus einer Welt, die von der ihrer Muse weit entfernt ist. Sie ist eine weiße Frau, die in den Vororten von Chicago aufwuchs und klassisches Klavier und Cello studierte. Nilles' erste Berührung mit dem Jazz kam durch das Bassstudium ihres jüngeren Bruders und sein Engagement in einem Sommer-Jazzorchester. Es war durch ihren Bruder, dass ihre Ohren zum ersten Mal die Klänge von Mingus' "Jump Monk" auffingen und einen Funken entzündeten, der sie später einholen sollte.
Im Mai 2019 spielte Nilles bei einer Reihe von Solokonzerten in Deutschland eine Transkription des Solos des Saxophonisten Charles McPherson auf Mingus' "OP". Radio Bremen-Produzent Volker Steppat hörte dies und war sofort beeindruckt. Steppat fragte, ob Nilles Interesse daran hätte, ein ganzes Album mit solistisch gespieltem Mingus-Material aufzunehmen, was sie mit Begeisterung tat. Die Aufnahme entstand im Dezember 2019 im Sendesaal in Bremen, demselben Saal, in dem Mingus 1964 sein erstes Deutschlandkonzert gegeben hatte.
"Heutige Plattenproduzenten befinden sich oft in der unglücklichen Lage, Studio-Fixierer und Technologie-Experten zu engagieren, um vorzeigbare Platten zu machen. Dieses Projekt erforderte nichts von alledem. Es genügte, vier Meister ihres Fachs auf der Bühne eines Jazzclubs in Los Angeles zusammenzubringen und einen Grammy-prämierten Tontechniker zu engagieren, der das Ganze in zwei magischen Nächten live einfing. Die Tatsache, dass Michael Wolff, Mark Isham, Mike Clark und John B. Williams sich schon seit ihrer gesamten Karriere kennen, hat das ganze Unternehmen nur noch besser gemacht. Die Kameradschaft und der gegenseitige Respekt sind in jedem Stück zu spüren. Von den gefühlvollen Balladen von Wolff und Wayne Shorter über die hohe Energie von Wolffs "Lagniappe" (der 13. Leckerbissen eines Bäckerdutzends) bis hin zum Groove von Clarks "Loft Funk" wird der Zuhörer in improvisiertes Musikmachen vom Feinsten einbezogen. Also lehnen Sie sich zurück und genießen Sie die Fahrt..." -Nic. tenBroek, Produzent (Los Angeles, CA)
-Michael Wolff war der Bandleader und Musical Director der "The Arsenio Hall Show".
-Mark Isham hat Academy-, Golden Globe-, Grammy- und Emmy-Nominierungen und Auszeichnungen für die musikalische Untermalung von Film und Fernsehen.
-Mike Clark: als Mitglied von Herbie Hancocks "The Headhunters" erlangte er internationalen Kultstatus und beeinflusste Generationen von Schlagzeugern auf der ganzen Welt.
-John B. Williams: legendärer Bassist, Veteran der "The Tonight Show" und "The Arsenio Hall Show".
Man kann mit Sicherheit sagen, dass Popa Chubby auch im Morgengrauen von sechzig Lebensjahren und mit einer Karriere von mehr als 30 Jahren weiterhin gegen die Ungerechtigkeiten dieser Welt kämpft! Und das Mindeste, was wir über 2020 und die COVID-19-Pandemie sagen können, ist, dass sie ihm die "großartige" Inspiration bot, die zur Entstehung seines neuen Albums "Tinfoil Hat" beitrug!
Wie er selbst schreibt, war die Entstehung dieses Albums seit Beginn des ersten Lockdowns im März ein absolutes Muss für ihn. Nach seiner letzten Show in Florida kehrte er nach Hause ins Hudson Valley zurück und wollte seinen Fans mit dem Song "Can I Call You My Friends?" sofort eine Botschaft der Empathie und Unterstützung senden. Die Reaktionen kamen umgehend voller Wärme und Intensität, dass er feststellte: es gibt genügend Material, um diesen "Dialog" fortzusetzen, so dass er weitere Songs komponierte, die heute den Rahmen für "Tinfoil Hat" bilden.
Auf seinem neuen Album setzt der Pianist Igor Gehenot die Abenteuer seines internationalen Quartetts fort und fügt die Stimme des französischen Saxophonisten David El-Malek (Baptiste Trotignon) hinzu. Zwischen Post-Bop und zeitgenössischer Musik führt uns „Cursiv“ tief hinein in das Herz eines schwefelhaltigen New York und weiter zu den kahlen Ebenen und Fjorden Norwegens.
Als der junge Pianist zum ersten Mal an die Tür von Igloo Records klopfte, war er kaum 22 Jahre alt. Jetzt, mit nur 30 Jahren, präsentiert er bereits sein viertes Album als Leader. Das Quartett-Abenteuer begann im Jahr 2016, als er eine Carte blanche erhielt vom Marni Jazz Festival.
Im Jazz und der improvisierten Musik sind rurale und urbane Destinationen seit Dekaden inspirierende narrative Impulsgeber. Ob für Standards wie Harlem Nocturne, April in Paris, Moonlight in Vermont und London Blues oder gar für ganze Alben wie In Angel City von Charlie Haden, Hudson von Jack DeJohnette, New York Tango von Richard Galliano oder Miles Davis Sketches of Spain, stets waren es die mal eng, mal weiter gesteckten geographischen Koordinaten, die als Katalysatoren die kreativen und imaginativen Kräfte befeuerten.
Stephanie Lottermosers neues Album Hamburg, fulminanter und mit Spannung erwarteter Nachfolger von This Time, das es in 2018 bis auf Platz 2 der deutschen Jazzcharts geschafft hat und dem die Jazzthing attestierte, federleichte Songs (…), die alle über einen bemerkenswerten Tiefgang verfügen, auf sich zu vereinen, könnte man zweifelsfrei in diesen Kanon aufnehmen, gäbe es da nicht die kleinen, aber feinen Unterschiede, die Hamburg ganz entscheidend von den genannten Titeln abheben: die autobiografischen Elemente der Erzählung und die Gedanken der Musikerin zu relevanten gesellschaftlichen Themen unserer Zeit, die die Architektur der Songs wesentlich mitbestimmt haben. Hamburg – das Album - schaut also nicht nur auf die Stadt selbst, sondern lässt den Blick weiter schweifen, tief ins Land hinaus.