Sebastian Gramss' STATES OF PLAY

SOP Subsonic cover web

Album: SUBSONIC
Label: rent a dog
Vertrieb: AL!VE
VÖ: 16. April 2021
 

Line-Up:

Shannon Barnett – Trombone, Vocals / Valentin Garvie – Trumpet, Piccolo Trumpet 

Hayden Chisholm – Saxophone, Flute / Philip Zoubek – Piano, Moog, Synth 

Christian Lorenzen – Keyboards, Moog, Synth / Nicola L. Hein – E-Guitar 

Dominik Mahnig – Drums, Percussion / Etienne Nillesen – Prepared Snare, Percussion 

Sebastian Gramss – Double Bass, Additional Colours 

 

Track listing:

01 INTRO 0:54 / 02 SDOELG 21 6:07 / 03 SOFFERMIAMOCI PART 1 3:39 / 04 V EINS 4:08 / 05 M DREI 4:43 / 06 FLEISCH 2:00 / 07 E JAM 8:40 / 08 H PLUS X * 1:28 / 09 LEADER OF THE FREE WORLD ** 6:10 / 10 SOFFERMIAMOCI PART 2 2:40 / 11 BALLAD XY 4:34 / 12 SLEEPY 0:32 / 13 JAMES 3:01 / 14 NEW BALLAD 4:16 / 15 RESTING 4:45 

Music composed by Sebastian Gramss

except * by Gramss, Chisholm, ** by Gramss, Barnett, Lorenzen

 

States Of Play, 2017 initiiert von Sebastian Gramss, preisgekrönter Kontrabassist und Komponist mit internationalem Renommee, stehen für eine avancierte, stiloffene Kompositionsmusik mit Jazz-Schwerpunkt. Eine 9-Personen-Liveband extraordinaire, die zwischen inszeniertem Exzess, Disziplin und kontemplativen Brüchen den Kanon menschlicher Befindlichkeiten austrägt. 

 

Subsonic heißt ihr neues, drittes Album und ist ein überraschender nächster Schritt für das Ensemble. Ein Wunder an expressiver, altruistischer Virtuosität, ein Stück über die Kräfte kanalisierter Energie. Ein vierter Aggregatzustand. Reine Musik. Subsonic ist – eingängig!

Dennoch kein Grund zur Sorge, meine Damen und Herren. Denn nicht um substanzielle Einebnung und Anbiederung geht es hier. Sondern um Erweiterung, um Inhalt. Um Musik im Grenzbereich klanglicher Jazz-Traditionen, zugänglich vom ersten Moment an, ohne Mainstream-Verdacht. Und unvermindert komplex.

 

Subsonic, das Studiodebüt der Band, ist kein Konzeptalbum mit Storyline und thematischem Rahmen. Die Homogenität innerhalb seiner dynamischen Diversität liegt allein in der Musik begründet. Klangfarben, Dynamik und ihr Verhältnis im melodischen Kontext standen im Fokus der Produktion. 

 

Nicht genau auszumachen, aber ohne Zweifel spürbar ist ein homogenisches, heterogenes Fließen of Sound, das bereits in Gramss' Kompositionen vorgegeben war. 

Die wesentliche Selbstverständlichkeit, mit der diese an und für sich außergewöhnliche, anspruchsvolle Musik auftritt, macht ihre ungewöhnlich leichte Zugänglichkeit aus.

 

Das Album ist in einer Studioproduktion mit weitem Radius geworden, was es ist. Von der Entstehung der Idee(n), der Ausarbeitung und Gestaltung von Gramss' Kompositionen im ständigen Austausch mit den Bandmusikern, bis zur besonnenen Post-Produktion. Clean, präzise, zugleich warm und sophisticated. Keine Effekthascherei. Perfektionistisch? Mitnichten. Jazz? Nicht nur, aber sehr. „Moderner Jazz, aber kein Modern Jazz“, konstatiert Bandleader Gramss und verortet Subsonic in einen dynamischen Einflussbereich „von Mingus bis Strawinsky, von Kenny Wheeler zu Gil-Evans.“

 

In unpompösem Breitwandsound, mit cineastischen Untertönen, öffnet sich das Album mit dem Carla-Bley'schen „Sdoelg“ in 6/8-Serpentinen. Eine skurril elegante sechsminütige Berg- und Talfahrt mit Sax- resp. Posaunen-Solo und atonaler Tektonik im Mittelteil. Episch kanalisiert, frech und etwas angetütert. Die Elektronik, eine emanzipierte Tonquelle unter anderen, ist in sehr guten Händen. Gepaart mit handgemachten Zusatzfarben (prepared Piano, prepared  Snare), umgibt und unterfüttert sie die konkrete musikalische Bewegung mit hauchfeinen Texturen, luziden Schatten und urbaner Atmosphäre, erzeugt Räume und legt sich über die Produktion wie avantgardistische Gaze.

 

Das paranoide Flirren in der Textur von „V Eins“ (mit Grunge-Basslinie) will einem nicht mehr aus dem Nacken. Das getragene „Soffermiamoci“, gewidmet dem verstorbenen Bassisten Stefano Scodanibbio, funktioniert in einer synaptisch vernetzten, spät-zappaesken Fugen-Textur aus Rimshots, Bass, Gitarre und Moog. Ein variabler Partikelstrom in ständiger Auflösung und Reformation begriffen, präsent bis in jeden leisen Schlag und jeden Basston. Bewegend. 

 

Der Vocal-Track „Leader Of The Free World“ rockt unwirsch, entstand während der letzten US-Wahlnächte, „James“ ist post-post-industrielles New Orleans nach Weill. Die nächtliche „E-Jam“ kommt mit spektakulär verschlepptem Bläsersatz, klingt, wie Kunst von Anselm Kiefer aussieht, während „Fleisch“, knackwach, mit live gespielten Soundeffekten aus der Filmdatenbank schwere Akzente setzt. Physis galore. „Resting“, ein lang-atmendes, orchestrales piece of ambient music, setzt dich ab, blendet die 15-teilige instrumentale Songsequenz aus, die Balance entstehen lässt und entspannt, ohne den Intellekt zu beleidigen. 

Subsonic ist aufrichtig, stimulierend und voller Schönheit. 

What the world needs now: Zeitgenössische Musik. 

ROLF JÄGER

 

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